Individuelle Freiheiten

Ist das App-Konzept auch auf andere Sick-Produkte übertragbar?

Deuil: Grundsätzlich sind die Apps so gestaltet, dass sie hardwarenunabhängig generiert werden. Ein App-Entwickler kann bereits ohne Hardware die Entwicklung starten, und migriert die App erst später auf den Zielsensor. Beispielsweise hat er in seinem Labor einen InspectorP650, also einen großen 4Mpx-Vision-Sensor, und nutzt diesen zur ersten Integration. Später kann er dann mit seiner App aber auch ein InspectorP630 mit einer 1MP-Kamera nutzen. Wir haben geregelt, dass die App an die Hardware meldet, was für Funktionalitäten sie benötigt und die Hardware zurückmeldet, ob die Funktionalitäten vorhanden sind. Falls nicht, gibt es eine entsprechende Warnung für den Appspace-Entwickler, ob die App wirklich 1:1 integrierbar ist. Sie können auf einer 2D-Hardware anfangen zu entwickeln und dann – falls sich die Anforderungen beim Kunden ändern – auf 3D weitermachen und das entsprechend adaptieren. Außerdem gibt es im Appstudio eine Emulator-Funktionalität, die dem App-Entwickler erlaubt, die Entwicklung ohne Hardware starten zu können. Das ist für uns ein entscheidendes Element. Gerade mit der Sensor Integration Machine schieben wir das 3D-Thema in den Vordergrund. Vor dem Hintergrund Industrie 4.0 sehen wir, dass Daten und Objekte ganzheitlich erfasst werden, also digitalisiert werden müssen. Die Objekte werden also optisch erfasst und der Anwender muss sie in Pixeldaten und Bildern sehen und in Volumendaten umsetzen. Dort wird uns Halcon helfen, um aus dem Stand dem Markt eine breite Funktionalität anzubieten. Wir verstehen Appspace als Ecosystem und sind auch offen für andere Anbieter.

Wie findet das Programmieren statt?

Deuil: Sie haben innerhalb des Sensors einen Freiraum (Space), in dem Sie Ihre individuelle Applikationssoftware (App) unter Ausnutzung integrierter Bibliotheken, z.B. Halcon, ablegen können. Im Gegensatz zu einem Smartphone haben wir bereits sehr viel Intelligenz direkt in den Geräten verfügbar gemacht. Innerhalb des Space muss sich der App-Entwickler entscheiden, welche Funktionalität er benötigt, um seine Applikation zu lösen. Diese Funktionalitäten ruft er über Lua auf, eine Scriptsprache, die für die heutigen Programmierer leicht erlernbar ist, oder typischerweise bereits an der Uni über Python gelernt haben. Lua ist eine Python-Version speziell für Embedded Systems und innerhalb kurzer Zeit erlernbar.

Glauben Sie, dass durch Programme wie Appspace das Thema Bildverarbeitung für klassische Automatisierungsanwender handhabbarer wird?

Deuil: Ich glaube es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Entwickler muss sich stärker mit dem Endkunden auseinandersetzen, was dieser wirklich an der Maschine benötigt, d.h. für den Maschinenbediener wird es deutlich einfacher. Für den Schritt vorher – also von der App-Entwicklung hin zu der einfachen Web-GUI an der Maschine – gibt es noch Wege, die wir – und auch andere Anbieter – noch gehen müssen, um die Welt zu vereinfachen. Aber am Ende des Tages geht es um eine neue Art der Darstellung von Bedienoberflächen. Letztendlich ist es wie bei den Smartphones: wenn die Apps erst einmal da sind und funktionieren, nutzen die Anwender sie auch.

Seiten: 1 2 3 4Auf einer Seite lesen

Themen:

| Fachartikel

Ausgabe:

inVISION 5 2016
Sick AG

Das könnte Sie auch Interessieren