Reduktion der Komplexität

Reduktion der Komplexität

SPS & Bildverarbeitung: Wie geht es weiter?

Schon länger wachsen die Bereiche Automatisierung und industrielle Bildverarbeitung (IBV) zusammen. Aber wie findet heutzutage der Datenaustausch zwischen SPS und IBV statt (und wie in Zukunft)? Wo sind derzeit noch die Probleme beim Zusammenspiel und welche Standards sind zukünftig für einen besseren Ablauf notwendig? Um diese Fragen zu klären, fand auf der SPS IPC Drives 2014 eine Expertenrunde auf dem VDMA-Forum statt.

B&R hat es sich zum Ziel gesetzt, die Welten der Bildverarbeitung und Steuerungstechnik miteinander zu verheiraten. Wie glücklich ist die Ehe?

S.Schönegger: Symbolisch gesprochen sind wir eher noch im Status der ersten Schritte einer Freundschaft. Die Ehe ist aber das Modell, welches wir anstreben, weil wir überzeugt sind, dass mit einer deutlich besseren Kombination aus Bildverarbeitung und Steuerungstechnik die Taktzahlen der Maschinen beschleunigt werden können.

K.-H.Noffz: Es ist eine Heirat, die kommen muss, weil Produktionen immer flexibler werden, Stichwort Industrie 4.0. Dazu wird Bildverarbeitung gebraucht. Allerdings muss sie näher an die Linie kommen und einfacher integrierbar sein.

O.Munkelt: Wenn man über die Messe geht, sieht man an vielen Ständen bereits kleine Bildverarbeitungsexponate. Wir sind also am Beginn einer Freundschaft, müssen aber prüfen, wo wir den wirklichen Mehrwert für den Kunden mit Bildverarbeitung schaffen können.

J.Finner: Stemmer Imaging ist seit acht Jahren auf der SPS IPC Drives Aussteller, weil das Zusammenspiel von Bildverarbeitung und SPS ein wichtiger Bestandteil in Automatisierungssystemen ist. Wir wollen den Anwender durch Schulungen an die Bildverarbeitung heranführen und ihm die Angst davor nehmen.

C.Fritz: Als Hersteller von Hard- und Softwarelösungen, die seit vielen Jahren die SPS- als auch die IBV-Seite abdecken, sehe ich bereits recht viele glückliche Kunden. Wir sind also optimistisch, hinsichtlich der gemeinsamen Zukunft der beiden Automatisierungsdisziplinen.

Wie weit muss sich der SPS-Anwender zukünftig mit Bildverarbeitung beschäftigen?

J.Finner: Im Prinzip kann er das bereits mit einer Smart-Kamera, die mit einer gewissen Intelligenz ausgestattet ist. Einfache Bildverarbeitungsaufgaben können schon heute von einem SPS-Programmierer übernommen werden.

S.Schönegger: Unsere Erfahrung ist, dass der Automatisierungs-Programmierer heute noch nicht in der Lage wäre, selbst mittel-komplexe Aufgaben der Bildverarbeitung zu lösen. Die Herausforderung liegt darin, die Bedeutung, d.h. die Art und Weise, wie IBV-Aufgaben zu vereinfachen.

O.Munkelt: Die SPS-Welt hat sich über Jahrzehnte so entwickelt, dass die Firmen Komplettlösungen anbieten. Wenn Sie aber was anderes machen wollen, dann müssen Sie große Anstrengungen auf sich nehmen, um dort hinzukommen. In der Bildverarbeitung ist das anders. Dort haben wir bereits vor Jahren angefangen, über gemeinsame Standards nachzudenken. Diese ermöglichen eine Interoperabilität verschiedenster Komponenten entlang der Wertschöpfungskette, was auch dazu geführt hat, dass die Kundenkreise, die die Bildverarbeitung vor zehn Jahren adressiert hat, stark gewachsen sind. Wenn die Automatisierer sich auf Standards einigen könnten, die eine ähnliche Interoperabilität garantieren, dann wäre das ein großer Gewinn.

S.Schönegger: Wir haben Standards entwickelt, die bereits seit vielen Jahren für den Maschinenbau umgesetzt sind und die dazu geführt haben, dass wir verschiedenste Komponenten aus der Automatisierungs-, Steuerungs- und der Antriebstechnik sowie der Sensorik und Aktorik beliebig miteinander kombinieren können. Aus diesem Blickwinkel sollte ein Vision-System – ähnlich wie ein Sensor – von sich aus nahtlos in die Automatisierungswelt integrierbar sein.

C.Fritz: Auch ich sehe, dass wir in der Automatisierungswelt noch nicht ganz so weit sind, wie das in der Bildverarbeitung der Fall ist, und dass weitere Standardisierungen nötigt sind.

K.-H.Noffz: Die Bildverarbeitung hat über ihre Software-Standards etwas anzubieten, womit die Möglichkeit entsteht, das Software-Know-how verschiedener Anbieter zu integrieren. Das ist die Zukunft, weil dann nicht jeder Hersteller alles selber entwickeln muss.

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inVISION 1 2015

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