Sicher im Blick


Das ‚SafetyEye‘-Konzept

Das Sicherheitssystem ‚SafetyEye‘ setzt sich aus wenigen Komponenten zusammen: der Sensoreinheit, dem Hochleistungsrechner sowie der Sicherheitssteuerung. Die aus drei Kameras bestehende Sensoreinheit ist einige Meter über den zu überwachenden Raum montiert und liefert permanent Bilddaten. Der Hochleistungsrechner dient als Auswerteeinheit. Diese berechnet auf Basis der erfassten Bilddaten und anhand hochkomplexer, sicherer Algorithmen ein räumliches Bild. Somit ist es möglich, Objekte räumlich wahrzunehmen und ihre Position exakt zu bestimmen. Die so gewonnenen Daten werden dann mit den konfigurierten Schutzräumen überlagert. Das System erkennt dadurch, wenn eine Verletzung des Schutzraumes vorliegt. Ist das der Fall, meldet der Hochleistungsrechner augenblicklich der Sicherheitssteuerung ‚PSS‘ eine entsprechende Information, die wiederum mit ihren Ein- und Ausgängen als Schnittstelle zur Maschinensteuerung dient und eine definierte Sicherheitsfunktion – etwa Not-Halt oder sichere Geschwindigkeit – auslöst. Die komplette Installation, Programmierung und Justierung des Systems führte Pilz im Auftrag von Opel Wien durch. Projektbetreuer Ing. David Machanek von Pilz Österreich erklärt: „Bei dieser Applikation haben wir insgesamt acht Schutz- und Warnräume geschaffen, und damit den Zugang von allen Seiten – auch von oben – gesichert. Das Übersteigen eines Schutzraums ist nicht möglich, da ‚SafetyEye‘ von oben die Räume überwacht.“ Die Kameraeinheit kann in bis zu 7,5m Höhe installiert werden – daraus resultiert auch der erfassbare, pyramidenförmige Bereich, dessen Grundfläche bei maximaler Einbauhöhe der Sensoreinheit rund 9x8m² beträgt. Innerhalb dieser Pyramide lassen sich beliebige Schutzräume frei definieren bzw. mit verschiedenen Sicherheitsfunktionen hinterlegen. „Die äußeren vier Räume dienen der Warnung – gerät ein Mitarbeiter in einen dieser Räume, so ertönen ein akustisches und zeitgleich ein optisches Warnsignal. Bleiben diese unbeachtet und dringt er weiter bis in einen der vier eigentlichen Schutzräume vor, so erfolgt sofort der Not-Halt der Maschine“, geht Ing. David Machanek ins Detail des Opel-Projekts. Dass die zu umreifenden Verpackungskisten, die über Transportrollen durch das eigentliche Bandportal geführt werden, vom System erkannt und ohne die Sicherheitsabschaltung auszulösen durchgelassen werden, ermöglicht eine entsprechende Muting-Funktion. Dabei erfassen Lichtschranken die jeweils aktuelle Position der Verpackungskiste – vorerst, denn, so Ing. David Machanek: „Mit ‚SafetyEye‘ kann Muting auch ohne zusätzliche Sensorik realisiert werden. Allerdings wollten wir bei dieser Applikation zunächst auf Nummer Sicher gehen und den verhältnismäßig engen Zeitplan für die Projektumsetzung nicht gefährden. Muting über die optische Bilderfassung erfordert die Berücksichtigung von vielen Einflussfaktoren, wie beispielsweise der Reflexionen an metallischen Oberflächen, und muss daher an die jeweiligen Umgebungsbedingungen spezifisch angepasst werden – das geht am besten im laufenden Betrieb.“

Normkonforme Umsetzung

Lediglich 150lx Beleuchtungsstärke reichen bei Opel Wien für den zuverlässigen Betrieb des Kamerasystems. „Wir kommen nun sogar mit einer Leuchte weniger aus, als wir ursprünglich dachten“, kommentiert Peter Czetina eine der wenigen Voraussetzungen, die ‚SafetyEye‘ benötigt. „Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden, und meine Kollegen können im Bereich der Umreifungsanlage nun barrierefrei und trotzdem sicher arbeiten. Für das Wechseln der Bandrolle beispielsweise brauchen sie keine Schutztür öffnen, und im Falle einer Störung können sie schneller den Fehler beheben. Da kein Schutzzaun oder sonstige mechanische Absicherungen notwendig sind, lässt sich der gesamte Arbeitsbereich auch einfach reinigen“, zählt der Sicherheitstechniker weitere Vorteile der seit Anfang September vorigen Jahres verwendeten ‚SafetyEye‘-Lösung auf. „Zudem ist das System wartungsfrei. Die Kamera wird künftig einmal jährlich überprüft – im Zuge dessen werden wir auch die Sensoreinheit reinigen, das kann nicht schaden.“ ‚SafetyEye‘ ist selbstverständlich eigensicher aufgebaut – tritt eine Fehlfunktion auf, schaltet das System sofort in einen sicheren Zustand – im konkreten Fall bedeutet es den Not-Halt der Umreifungsanlage.

Sicherheits-Partner in allen Belangen

Pilz Österreich ist schon seit Langem in vielen sicherheitstechnischen Belangen Partner von Opel Wien – und das nicht nur produktseitig. Die Schulungs- und Seminarangebote des Safety-Spezialisten werden ebenso gerne wahrgenommen wie verschiedene technische Dienstleistungen. Beispielweise übernahm Pilz im vergangenen Jahr die wiederkehrende Überprüfung von sämtlichen 330 berührungslos wirkenden, optoelektronischen Schutzeinrichtungen im Werk. „Diese Überprüfung machen wir einmal im Jahr selbst – unsere Mitarbeiter wurden entsprechend geschult. Um aber sicher zu gehen, dass sich keine Ablauffehler einschleichen, lassen wir jedes vierte Jahr alle Sicherheits-Scanner und -Lichtvorhänge von einem externen Partner überprüfen“, erklärt Peter Czetina. „Auch hier hat sich die Zusammenarbeit mit Pilz sehr gut bewährt. Wir erhalten beispielsweise für jedes Gerät eine komplette Dokumentation sowohl in Papierform als auch digital – diese Daten können wir direkt in unser MES-System einfließen lassen.“ Zurück zur via ‚SafetyEye‘ abgesicherten Umreifungsanlage: Der Erfolg des Projekts und vor allem die daraus resultierenden Vorteile haben sich bereits über das Wiener Werk hinaus herumgesprochen. So wird auch im deutschen Opel-Stammhaus in Rüsselsheim der Einsatz des sicheren Kamerasystems konkret angedacht. Und auch in Wien sind künftig weitere ‚SafetyEye‘-Projekte nicht ausgeschlossen.

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Pilz GmbH & Co. KG

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