Software als zentrales Element

Was sind die Herausforderungen, um das nächste Entwicklungslevel für Vision-Software zu erreichen?

Dr. Munkelt: Eine große Herausforderung ist das stärkere Zusammenwachsen von IBV und SPS. Harmonieren beide Technologien, wirkt sich dies positiv auf die durchgängige Automatisierung von industriellen Produktionsprozessen aus. Die Integration beider Verfahren steht jedoch erst am Anfang. SPS- und IBV-Anbieter sprechen noch unterschiedliche Sprachen und der Datenaustausch funktioniert nicht optimal. Auf der IBV-Seite muss häufig noch eine Vielzahl von proprietären Schnittstellen gepflegt werden. Wir arbeiten jedoch intensiv daran, dass beide Disziplinen mehr und mehr zusammenwachsen. Dabei gewinnt die Etablierung einschlägiger Standards wie etwa OPC UA zunehmend an Bedeutung. Generell ergeben sich durch die Standardisierung noch weitere Chancen.

Derzeit wird viel über das Thema ‚Embedded Vision‘ gesprochen. Kann Embedded Vision dazu beitragen, dass Vision-Software ´ besser‘ wird?

"Eine große Herausforderung ist das stärkere Zusammenwachsen von IBV und SPS." - Dr. Olaf Munkelt, MVTec Software

„Eine große Herausforderung ist das stärkere Zusammenwachsen von IBV und SPS.“ – Dr. Olaf Munkelt, MVTec Software (Bild: MVTec Software GmbH)

Dr. Munkelt: Sie wird vielleicht nicht besser, aber die möglichen Einsatzszenarien der IBV nehmen durch Embedded-Technologien deutlich zu. Finden Standard-IBV-Systeme vor allem in stationären PC- oder Server-Umgebungen Verwendung, laufen Embedded-Lösungen auf unterschiedlicher Hardware, wie etwa in intelligenten Kameras, Vision-Sensoren, Tablets oder Handhelds. Da mobile Geräte zunehmend auch im industriellen Umfeld verbreitet sind, gewinnen Embedded-Vision-Systeme an Wichtigkeit. Dabei ist eine der größten Herausforderungen die Vielzahl unterschiedlicher Embedded-Plattformen, wie z.B. Raspberry Pi oder die ARM-Architektur. Letztere überzeugt durch kompakte Ausmaße, eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit und niedrige Stromaufnahme. Daher findet unsere Bildverarbeitungs-Software Halcon verstärkt in Embedded-Systemen auf Basis der ARM-Architektur Verwendung. Zudem verringert sich der Abstand hinsichtlich Speicherplatz und Rechenleistung im Vergleich zu PC-Standardsystemen durch die Weiterentwicklung der Embedded-Hardware zunehmend. MVTec etwa macht mit ´’Halcon Embedded auf Android’´ seine Software auch auf Android-basierten tragbaren Devices wie Tablets, Phablets und Smartphones verfügbar.

Welche Trends sehen Sie derzeit im Bereich Software für die Bildverarbeitung?

Dr. Munkelt: Zu den wichtigsten Trends zählen die bereits erwähnte Benutzerfreundlichkeit und die zunehmende Verbreitung von Embedded Vision. Von großer Bedeutung ist zudem, dass Vision-Software mit der rasanten Entwicklung und den Herausforderungen von Industrie 4.0 und der Digitalisierung der Produktionsprozesse Schritt hält. Dabei wird die Bildverarbeitung eine technologiegetriebene Industriebranche bleiben und weiterhin die Anforderungen der Kunden sowohl im Produktionssektor als auch in anderen Branchen adressieren. Auch im Rahmen von neuen Technologien und Trends wie etwa dem 3D-Druck ist Machine Vision gefordert, die Qualität der gedruckten Teile zu sichern. Ob dies zu vollintegrierten Vision-Systemen mit lokalen Rechner-Ressourcen oder zu einer Super-Cloud führt, die alle Bilddaten verarbeitet und daraus lernt, bleibt abzuwarten. Ebenso wird sich zeigen, ob sich Deep-Learning-Technologien bei einer kritischen Masse von IBV-Anwendungen durchsetzen werden.

Teil 4 der VDMA IBV Expertenrunde beschäftigt sich mit dem Thema ´Kameras´.

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inVISION 6 2016
MVTec Software GmbH

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