Zu komplex für den Anwender?


Was ist nötig, damit die Ergebnisse aussagekräftiger sind?

Haider: Für den Kunden sind Parameter wichtig, die konkret seine Anwendung betreffen. Wenn ich an Sensoren denke, die einen ´black sun effect´ haben – also Artefakte, die bei CMOS-Sensoren auftreten und die dazu führen, dass man diese Sensoren in Outdoor-Anwendungen bei hoher Dynamik nicht so gut benutzen kann – wird das durch den EMVA 1288 nicht abgedeckt. Das war auch schon beim CCD-Smearing ein Thema, was für viele Kunden ein Ausschlusskriterium für bestimmte Sensoren war. Es ist schwierig, weil die Einsatzbereiche der Kunden extrem breitbandig geworden sind. Wir reden zwar von Industriekameras, aber ich schätze, dass bei mindestens einem zweistelligen Prozentsatz Menschen auf die von den Kameras gemachten Bilder schauen – z.B. im Medizinumfeld oder Mikroskopieanwendungen.

Mattfeldt: Der Begriff Farbtreue spielt auch eine Rolle. Um genau diese zu optimieren, messen wir die Farbröhren, holen uns also die Colour Correction Matrix Parameter selber, damit das Bild nachher auf dem Monitor so aussieht, als wenn ein Mensch direkt auf die Anwendung schaut. Das könnte man vielleicht mit dem Standard auch machen.

Inwieweit kann diese Wunschliste zukünftig erfüllt werden?

Jähne: All die angesprochen Punkte sind im Standard-Komitee schon diskutiert worden. Angefangen hat es, als CMOS praktisch noch keine Rolle gespielt hat und Themen wie Shutter-Effizienz kein Thema waren. Da wir alle das aber nebenbei auf freiwilliger Basis machen, kommen wir manchmal nicht so schnell voran, wie wir uns das wünschen. Wir haben versucht uns auf das Wesentliche zu konzentrieren und werden Schritt für Schritt weitere Themen aufgreifen. Was die Farbtreue betrifft, haben wir bewusst darauf verzichtet, weil es dafür einen eigenen ISO-Standard gibt. Die nächsten Schritte sind, dass der Aufbau des Datenblatts endgültig verabschiedet wird. Es ist wichtig, dass mehr Datenblätter produziert werden und die Daten, die schon gemessen wurden, in einer vernünftigen Form dargestellt werden. Um z.B. Kameras mit unterschiedlichen Pixelgrößen direkt vergleichen zu können, stehen bei den Sensitivitäts- und Sättigungsschwellen auch die Werte in Photonen und Elektronen pro Quadratmikrometer. Eine Optik mit einer bestimmten Blendenöffnung liefert eine bestimmte Bestrahlungsstärke auf dem Sensor. Mit den flächenbezogenen Werten kann man auch bei Bildsensoren mit unterschiedlicher Pixelgröße sagen, welcher empfindlicher ist.

Wie schafft man es, dass mehr Anwender den Standard nutzen?

Mattfeldt: Dazu müssten wir uns trauen zu publizieren. Wissend, dass wir u.U. bei manchen besser sind, bei anderen vielleicht schlechter.

Jähne: Mir erscheint es am wichtigsten, die Marketingabteilungen zu überzeugen, dass die Publikation von objektiv gemessenen technischen Daten nach dem EMVA 1288 nützlich ist und die technischen Daten nicht versteckt werden müssen. Dies zeigt nämlich, dass die Entwicklungsabteilung des Herstellers gute Arbeit gemacht hat. Wenn dann das Argument kommt, dann sehen unsere Kameras ja nicht besser aus als die unseres Konkurrenten, dann kann ich dazu nur sagen, dann sollten die Anstrengungen der Hersteller dahin gehen, Treiber, Dokumentation, Service, Zusatzfeatures und was sonst der Kunde wünschen mag besser zu machen als die Konkurrenz.

Haider: Jeder Image-Sensor hat irgendein Spezialartefakt, egal welchen CMOS-Hersteller man nimmt. Ein Unterschied bei den Kameraherstellern ist, wie sie dieses Artefakt kompensieren. Doch diese Kompensation muss abgeschaltet werden, wenn man messen will. Insofern taucht dieser Messwert nicht direkt in dem Standard auf, ist aber ein Unterscheidungskriterium.

Jähne: Sie können aber jederzeit noch unter anderen Randbedingungen zusätzliche Messungen anführen, und das als zusätzliche Messbedingung in die Standarddokumente mit einfügen. Das was wir tun müssen, ist die Ausbildung ernster nehmen – gerade in einer Querschnittstechnologie wie der Bildverarbeitung. Sie werden keinen Anwender finden, der den kompletten Überblick über Beleuchtung, Optik, Elektronik, Halbleiterphysik usw. hat. Deswegen ist es wichtig zumindest eine Ahnung davon zu bekommen. (peb)

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