Kompetenzen ausbauen

Warum hat Balluff die Matrix Vision gekauft?

Kompetenzen ausbauen

Interview zur Matrix Vision Übernahme durch Balluff

Seit Mitte September ergänzt Matrix Vision mit seinem Produktportfolio das Programm der Balluff Gruppe. Was aber waren die Hintergründe für die Akquisition und wie wird es weiter gehen? inVISION sprach mit Florian Hermle, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Balluff, sowie Uwe Furtner, Geschäftsführer der Matrix Vision.

Welche Ziele hat Balluff mit dem Kauf von Matrix Vision?

Florian Hermle: Matrix Vision ergänzt unser Produktangebot in einem Bereich, der bislang im Unternehmen eine vergleichsweise kleine Rolle spielt: kamerabasierte Sensorik, sprich Machine Vision. Aktuell haben wir zwei Vision Produktlinien, die wir nicht selbst fertigen. Insgesamt nimmt aber die Bedeutung von Machine Vision für die Automatisierung immer weiter zu. Es ist deshalb wichtig, dass wir unsere Kompetenzen auf diesem Gebiet in der Balluff Gruppe ausbauen und uns nicht nur auf Partnerschaften mit externen Unternehmen stützen. Mit der Integration von Matrix Vision bauen wir zudem unsere Kapazitäten in der Software-Entwicklung aus: Rund 30 der 100 Mitarbeiter von Matrix Vision entwickeln Software für die Bildverarbeitung im industriellen Umfeld. Gemeinsam können wir so das Ökosystem aus Technologie, Software und externen Partnern weiterentwickeln und gestalten.

Wo liegen die Vorteile für Matrix Vision bei der Übernahme?

„Einen Vision-Sensor zu entwickeln, der genauso einfach zu benutzen ist wie ein Messschieber, ist wesentlich schwieriger als die Entwicklung eines komplexen Bildverarbeitungssystems.“ – Uwe Furtner, Matrix Vision (Bild: Matrix Vision)

Uwe Furtner: Mit der Integration in ein weltweit agierendes Unternehmen wie Balluff können wir unsere globalen Kunden viel besser betreuen. Balluff hat bereits ein weltweites Vertriebs- und Service-Netzwerk und kennt die für uns relevanten Branchen sehr gut. Davon werden wir künftig profitieren. Unsere Produkte ergänzen das Angebot von Balluff komplementär. Umgekehrt, wird Matrix Vision bei Balluff das Kompetenzzentrum für den Bereich Machine Vision sein.

Hat ein Kamerahersteller in Zukunft eine Chance, auf dem Vision-Markt zu bestehen, oder benötigt er Partner?

Uwe Furtner: Es gibt sehr viele Anwendungen, für die eine einfache Kamera ausreicht. Wenn die Kamera nur ein Bild in einer bestimmten Geschwindigkeit bereitstellen muss, kann sie von jedem Hersteller geliefert werden. Zur Integration in ein Komplettsystem reicht dies jedoch nicht aus. Die einfachen Kameras müssen durch smarte Features ergänzt werden. Damit lässt sich das System rund um die Kamera drastisch vereinfachen. Mit den SmartFeatures unserer Kameras spart ein Kunde beispielsweise pro Anlage mit 16 Dual GigE Kameras die Hälfte der GigE-Kabel und sieben Rechnereinheiten ein, um nur ein Beispiel zu nennen. Wer solche smarten Kameras entwickeln und integrieren will, muss die Anwendungen der Branchen und deren Anforderungen sehr gut kennen und über den eigenen Tellerrand hinausblicken. Als Kamerahersteller kann man sich selbst in die Branchen einarbeiten oder eben mit Partnern wie Balluff mit entsprechendem Marktzugang und Knowhow zusammenarbeiten. Eine gewisse Größe und eine breite Branchenaufstellung sind dabei sicher hilfreich. Grundsätzlich sind Kamerasysteme für die industrielle Bildverarbeitung sehr komplexe Produkte, sodass auch in Zukunft reine Kamerahersteller ihren Markt finden können.

Welche weiteren Vorteile ergeben sich durch den Zusammenschluss beider Firmen?

Florian Hermle: Die Kompetenzen von Matrix Vision in der Bildverarbeitung und von Balluff in der Kommunikation zwischen den Systemen sind Schlüsselfaktoren für Industrie 4.0. So wird das Gesamtangebot von Balluff vom Sensor bis zur Software abgerundet und wir stärken unser Software- sowie das System- und Projektgeschäft.

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Themen:

| Fachartikel

Ausgabe:

inVISION 6 2017
Balluff GmbH

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