Wie verändern sich Geschäftsmodelle von Vision Distributoren?

inVISION: Neue Technologien bringen neue Akteure mit Geschäftsmodellen auf den Plan, die oft nicht mehr in der traditionellen industriellen Bildverarbeitung verwurzelt sind. Wie funktionierte der Vertrieb von Bildverarbeitung 1990 und was prägt ihn heute?

Hide: Mitte der 1990er Jahre begann Sony in Europa mit der Lieferung von Image Sensoren. Ich erinnere mich, dass die Absatzmengen streng vertraulich waren, auch wenn das Geschäftsfeld für Sony zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zum Konzernumsatz noch eher unbedeutend war. Damals gab es ausschließlich CCD-Sensoren, deren Datenblätter in der Regel weniger als 20 Seiten umfassten. Das bedeutete, dass Kamera-Entwickler fast keine technische Unterstützung benötigten. Sie entwarfen eine Kamera in wenigen Wochen und korrigierten sogar Fehler in den Datenblättern. Heutzutage stellt die Vielfalt an Bildsensoren, ihre Technologie und die Komplexität ihrer Anwendung ein Unternehmen wie das unsere vor ganz andere Herausforderungen. Macnica ATD Europe muss über ein kompetentes, hochqualifiziertes technisches Team verfügen, das unseren Kunden technische Kundenbetreuung auf höchstem Niveau bietet.

inVISION: Wie wird die Distribution von Bildverarbeitung auf Ihrer Ebene der Wertschöpfungskette in fünf Jahren aussehen?

Hide: Das ist eine äußerst relevante Frage, die letztlich mein Nachfolger an der Spitze des Unternehmens zu beantworten haben wird. Aber ich weiß, dass das Macnica-Management diesen Wandel etwa im Hinblick auf neue Technologien mit der zunehmenden Relevanz von künstlicher Intelligenz sehr wohl im Blick hat und sich darauf vorbereitet. Ohnehin war Vertrieb in der Bildverarbeitung zu keinem Zeitpunkt nur simples Box-Shifting. Unser Geschäft wird sich zukünftig noch intensiver in Richtung Solutions&Services als Ergänzung zum Komponentenvertrieb entwickeln. Genau diese Added Value-Dienste sind es, die wesentlich zur künftigen Rechtfertigung der Distributoren in der Wertschöpfungskette beitragen, da sie in großem Umfang das Vorhalten von hochqualifizierten Arbeitskräften voraussetzen.

inVISION: Nach drei Jahrzehnten Unternehmertums als Geschäftsführer eines Unternehmens: Planen Sie sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen?

Hide: Natürlich werde ich nicht ewig weiter arbeiten. Wissen Sie, wann immer ich von meiner Familie und von Freunden diese Frage gestellt bekomme, kann ich nur sagen, dass, so lange ich die Leidenschaft dazu spüre, so lange Macnica möchte, dass ich den Integrationsprozess weiter begleite, so lange die Teams gerne mit mir zusammenarbeiten, und vor allem so lange es meine Gesundheit zulässt ich gerne diese Mission fortsetzen möchte. Vernünftigerweise sollte der finale Absprung aus dem Unternehmen aber nicht weiter als ein oder zwei Jahre entfernt sein.

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