Pure (Kamera-)Leidenschaft

Pure (Kamera-)Leidenschaft

Interview mit Rod Barman und Torsten Wiesinger von Lucid Vision Labs

Die kanadische Firma Lucid Vision Labs wurde im Januar 2017 gegründet und entwickelt eigene Bildverarbeitungskameras. Hinter dem neuen Unternehmen stehen zwei bekannte Vision-Experten: Rod Barman, einer der Gründer von Point Grey, der auch Geschäftsführer des neuen Unternehmens ist, sowie Torsten Wiesinger, ehemals IDS und MVTec, und als General Manager den EMEA-Bereich betreut. Mit beiden sprach inVISION über die Roadmap des neuen Kameraherstellers.

Wieso braucht die Bildverarbeitung einen weiteren Kamerahersteller?

Rod Barman: Ich möchte mit einer Gegenfrage antworten: Wieso brauchen wir neue Automobilhersteller? Das bedeutet nicht, dass wir uns mit namhaften Elektroautoherstellern vergleichen möchten, aber ähnlich wie diese neuen disruptiven Hersteller hat man als neuer Player im Markt die Chance, alte Zöpfe hinter sich zu lassen und neue Wege zu gehen. So müssen wir z.B. als neues Unternehmen keine alten proprietären Treiber oder veraltete Sensorhardware pflegen. Wir können uns zu 100% auf die neuesten Technologien konzentrieren und sehr flexibel auf neue Anforderungen des Marktes reagieren.

Was unterscheidet Sie von einem klassischen Kamera Start-Up?

Torsten Wiesinger: Uns ist derzeit kein klassischer Kamera-Startup in unserer Branche bekannt. Bisher findet lediglich eine allgemeine Marktkonsolidierung statt, Kamerahersteller werden verkauft, umstrukturiert oder sie machen seit Jahren immer dasselbe. Oder es gibt die großen Unternehmen, die aus anderen Märkten kommen und davon überzeugt sind, dass sie die nächste Milliarde schnell in der industriellen Bildverarbeitung verdienen werden. So etwas wie uns gibt es aktuell nicht auf dem Markt. Wir sind noch jung genug, dass wir schneller und flexibler als die Marktführer sein können, aber wir bringen als junges Unternehmen die Erfahrung eines gereiften Unternehmens mit, um mit den Marktführern bei Stabilität, Lieferfähigkeit und Verbindlichkeit mithalten zu können. Was uns noch unterscheidet ist die pure Leidenschaft, die wir als ganzes Unternehmen mitbringen.

„In fünf Jahren wollen wir in die Top 5 der Kamerahersteller aufsteigen.“
Rod Barman (r.), Lucid Vision Labs (Bild: Lucid Vision Labs Inc.)

Welche Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre gesetzt?

Barman: Unsere Ziele sind ziemlich ehrgeizig. Bei uns gibt es das geflügelte Wort ´Five in Five´, d.h. in fünf Jahren wollen wir in die Top 5 der Kamerahersteller aufsteigen. Inhaltlich wollen wir uns komplett auf das Thema Industrie 4.0 ausrichten. Wir entwickeln erste Features, die hierfür schon Mehrwerte für unsere Kunden bieten, aber wir sind auch neugierig darauf zu erfahren, welche Ideen uns der Markt bringen wird.

Welche weiteren Produkte dürfen wir noch erwarten?

Wiesinger: In erster Linie werden wir die Phoenix Kamerafamilie um die neuesten Sony Pregius Sensoren erweitern. Die Phoenix ist die derzeitig kleinste industrielle GigE Vision Kamera der Welt mit einer Abmessung von lediglich 24x24mm. Darüber hinaus bietet die Kamera weitere Verkleinerungsmöglichkeiten, in dem man NF-Mount Objektive, oder bei bestimmten Sensoren auch S-Mount Objektive, nutzen kann. Das Sahnehäubchen ist der industrielle ix- GigE-Anschluss, der die Größe der Kamera im Vergleich zu anderen GigE Vision-Kameras um 70% reduziert. Darüber hinaus werden wir eine weitere GigE Vision Kamerafamilie namens Triton auf den Markt bringen. Dies wird eine IP67-Kamera sein, die zu einem sehr attraktiven Preis und in einer ähnlich kompakten Größe erhältlich sein wird. Auch Sensoren mit etwas ungewöhnlicheren Eigenschaften stehen auf der Roadmap wie z.B. der neue Polarisationssensor IMX250MZR von Sony, die wir in naher Zukunft integrieren möchten. Natürlich sehen wir auch große Vorteile in unserer Software. Hier wird es in naher Zukunft spannende neue Features geben, die an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten werden.

Lucid Vision Labs Inc

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