Expertenrunde ‚Die Messtechnik der Zukunft‘ – Teil 2/2

inVISION: Was darf die Messtechnik der Zukunft kosten?

Christoph: Es gibt etablierte Technologien, wie z.B. die Bildverarbeitung, die anfangs sehr teurer waren, heute aber bereits für unter 100 Euro verfügbar sind. Daneben existieren aber auch Systeme, die so komplex sind, dass sie eben auch teurer sein dürfen. Das Entscheidende ist, dass das Preis/Leistungsverhältnis stimmt und das System das liefert, was es für den Betrag liefern muss.

Reich: Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so: Leistungsschwache Kameras bekommt man heute für wenig Geld, aber die will niemand mehr haben, denn der Anspruch wächst mit. Meist bleiben die Preise ungefähr gleich, dafür steigt aber die Leistungsfähigkeit der Systeme drastisch. Spannend wird es, wenn man an eine Good-Enough-Schwelle kommt, das heißt die Messdaten gut genug sind und man anfängt zu schauen, wie man dann Kosten weiter reduzieren kann.

Wohlfeld: Wir sehen immer mehr Low-Cost-Sensoren, wie z.B. die Kinect. Diese ist zwar günstig, aber eigentlich völlig ungeeignet für industrielle Anwendungen. Dennoch untersuchen einige Startups, inwieweit man sie bei nicht-kritischen Industrieapplikationen einsetzen kann. Zukünftig werden wir viele dieser günstigen Sensoren sehen, die in nicht-kritischen Bereichen eingesetzt werden um z.B. Daten für Predictive Maintenance zu liefern.

Modrich: Bei der Automobilindustrie ist es relativ einfach, wie dort eine Budgetierung erfolgt. Die OEMs bzw. die Planung muss darstellen, wie viel Return-of-Investment sie für eine gewisse Investition bringen. In den Feldern, wo wir heute mit teureren und komplexeren Sensoren arbeiten, müssen wir daher zeigen können, was schlussendlich unsere Wertbeiträge für die Produktion sind. Daraus wird sich dann ein Preis definieren

Beyer: Der Return-of-Invest ist das Entscheidende. Messtechnik darf prinzipiell nicht teurer werden, denn die Amortisationszeiten sind in den letzten zehn Jahren auf etwa10 Prozent des damaligen Wertes zurückgegangen. Wir haben sehr oft messtechnische Projekte kurz vor der Ziellinie fallen lassen müssen, weil sich Planzahlen geändert haben. Messtechnik sollte also bei gleichem Preis mehr können.

Christoph: Eine messtechnische Information muss in erster Linie auch stimmen. Nichts ist schlimmer, als wenn man sich auf falsche Informationen verlässt. Dann ist es besser zu wissen, dass man nichts weiß. Daher sollten wir auch konsequent bleiben und nicht nur dem Preisdruck folgen, sondern dafür sorgen, dass auch die Qualität stimmt.

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inVISION 5 2019

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